DRB-Menschenrechtspreis 2020 an Nasrin Sotudeh verliehen

Berlin. Die iranische Bürgerrechtlerin Nasrin Sotudeh ist in Abwesenheit mit dem Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbundes (DRB) geehrt worden.

Die 57 Jahre alte Preisträgerin befindet sich derzeit im Evin-Gefängnis in Teheran im Hungerstreik, um gegen die Haftbedingungen während der Corona-Pandemie zu protestieren. Ihr Gesundheitszustand ist lebensbedrohlich.

„Lassen Sie Rechtsanwältin Nasrin Sotudeh frei“, appellierten deshalb die DRB-Vorsitzenden Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff anlässlich der Menschenrechtspreisverleihung an die Verantwortlichen im Iran. Die iranische Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaee nahm den DRB-Menschenrechtspreis stellvertretend für Sotudeh entgegen. Auch sie verlangte eine sofortige Freilassung:

„Es gibt noch Hoffnung für eine bessere und gerechtere Welt. Und dafür brauchen wir Nasrin, sie muss für den Iran und für die Welt am Leben bleiben.“

 

Nicht nur die DRB-Vorsitzenden würdigten Sotudehs mutigen und unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. „Zivilcourage, Ausdauer und Hartnäckigkeit können Berge versetzen“, sagte die Leiterin des Referats für Menschenrechte des Auswärtigen Amts, Wiebke Rückert. „Nasrin Sotudeh besitzt diese Zivilcourage, diese Ausdauer und Hartnäckigkeit. Das bezeugt Ihr unermüdliches Engagement.“

Sotudeh gehört weltweit zu den bekanntesten iranischen Menschenrechtsverteidigern. Sie hat unter anderem Schirin Ebadi verteidigt, die 2003 den Friedensnobelpreis erhielt. Zuletzt setzte sich Sotudeh für Frauen ein, die gegen das Kopftuchgebot protestierten. Bereits 2010 wurde sie zu elf Jahren Gefängnis wegen angeblicher Propaganda gegen das System verurteilt, kam nach internationalen Protesten 2013 aber frei. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurde sie zuletzt zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und 148 Peitschenhieben verurteilt. Der Iran hat während der Pandemie bisher zahlreiche Inhaftierte entlassen. Sotudeh und andere Bürgerrechtler blieben aber hinter Gittern.

„Unsere heutige Preisträgerin befindet sich in diesem Augenblick in Lebensgefahr“,

warnte deshalb auch der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour in seiner Laudatio eindringlich. „Die Außenministerin Schwedens fordert ihre Freilassung. Ich wünschte mir, dass sich ihr mehr europäische Außenminister anschließen.“

Sotudeh selbst bedankte sich in einer übermittelten Danksagung für die Auszeichnung. „Ich fühle mich zutiefst geehrt und danke Ihnen allen von Herzen, denn dies hat eine große Bedeutung für die Fortsetzung unserer Aktionen.“ Die DRB-Preisträgerin nutzte zudem die Auszeichnung, um auf die im Iran inhaftierten Demonstranten aufmerksam zu machen, die zum Tode verurteilt wurden. Sie widmete sie Amir-Hossein Moradi, Saeed Tamjidi, Mohammad Rajabi und Navid Afkari, die vor der Hinrichtung stehen.

Der Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbundes wird seit 1991 verliehen. Er geht an Richter, Staats- oder Rechtsanwälte, die sich unter Einsatz von Leben, Gesundheit oder persönlicher Freiheit und trotz schwerer persönlicher Nachteile für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen.

 

Verleihung des DRB-Menschenrechtspreises 2020 in Abwesenheit an Nasrin Sotudeh

Wiebke Rückert, Joachim Lüblinghoff, Mansoureh Shojaee, Omid Nouripour, Barbara Stockinger, Martin Lessenthin (IGFM) (v.l.n.r.)

Empfang beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

"Lassen Sie Nasrin Sotudeh frei!"

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Bild von Matthias Schröter Matthias Schröter Pressesprecher
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